Wenn Opel-Kunden in der Mittelklasse etwas mehr wollen, verweisen die
Rüsselsheimer gerne auf den Insignia mit V6-Motoren. Das Rezept, die
Mittelklasse mit unverwechselbaren Sechszylinder-Modellen zu krönen, hat
bei Opel eine lange Tradition. 1967 verlockte erstmals der Commodore
die aufstiegswilligen Rekord-Fahrer. Ein Rückblick zum 45. Geburtstag.
Seit
2008 bildet der Opel Insignia eine feste Größe in der hart umkämpften
Mittelklasse, wo sich die Wettbewerber frei nach dem Motto viel Feind,
viel Ehr messen. Von A wie Audi A4 bis V wie Volkswagen Passat muss sich
der Insignia gegen rund zwei Dutzend direkte und indirekte Konkurrenten
stemmen. Breit aufgestellt mit drei Karosserie-, zehn Motorvarianten
und Allradantrieb hat sich der Insignia als würdiger Erbe der Vorgänger
Rekord, Omega oder Vectra/Signum durchgesetzt. Als Topmodelle stehen
zwei Versionen mit V6-Motoren bereit. Beide verfügen über einen Hubraum
von 2,8 Litern und leisten 191 kW/260 PS beziehungsweise 239 kW/325 PS
in der sportlichen Top-Version OPC.
Die Strategie, die
Mittelklasse mit Sechszylinder-Modellen zu krönen, zündete Opel 1967.
Das Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik hatte seinen Gipfel
erklommen. Das Transportbedürfnis eines rasant wachsenden erfolgreichen
Mittelstandes war längst über die Nachfrage nach günstiger
Basismotorisierung erwachsen. Ford als direkter Wettbewerber bot für
den Taunus V6-Motoren an, um diese Aufsteiger in Versuchung zu führen.
Anfang 1967 präsentierte Opel den Commodore. Das Konzept war so einfach
wie genial. Die Limousine basierte auf dem Rekord C, der im Jahr zuvor
erschienen war, aber ausschließlich von Vierzylindern angetrieben wurde.
Konsequenterweise kamen beim Commodore unter der Fronthaube nur
Reichensechszylinder zum Einsatz. Der 2,2-Liter-Reihen-Sechser mit 70
kW/95 PS hielt sich nicht lange im Programm. Der 2,5-Liter-Sechser
lieferte 85 kW/115 PS, ab 1969 88 kW/120 PS und in der potenten
GS-Variante 96 kW/130 PS, ab 1970 mit Einspritzung 110 kW/150 PS. 1971
zog schließlich der 2,8-Liter-Sechser mit 107 kW/145 PS nach. Der GS
spurtete aus dem Stand in zehn Sekunden auf Tempo 100 und schaffte 180
km/h Höchstgeschwindigkeit. Das waren Leistungsdaten, die vor über vier
Jahrzehnten an den Stammtischen für anerkennendes Nicken sorgten. Für
den Commodore 2500 S als Limousine berechnete Opel im Februar 1967 genau
10 200 D-Mark. Das Coupé war 150 Mark teurer. Ein bezahlbares
Vergnügen, denn einen Rekord 1900 S mit 66 kW/90 PS gab es zur gleichen
Zeit für 9 145 Mark.
Die Sechszylinder basierten auf der
Motorengeneration, die Opel 1965 eingeführt hatte. Eine
Duplex-Rollenkette steuerte die obenliegende Nockenwelle. Die
Konstruktion war ein Synonym für Zuverlässigkeit
und Langlebigkeit und blieb bei Opel bis in die Neunziger-Jahre im
Einsatz. Außerdem waren die Sechszylinder des Commodore für ihre Zeit
ausgesprochen sparsam. Zwischen Februar 1967 und Juli 1971 entstanden
156 330 Exemplare der ersten Generation des Commodore.
1972
setzte Opel das erfolgreiche Konzept fort. Auf Basis des Rekord D
feierte 1972 der Commodore B seine Premiere. Wieder als Limousine und
als Coupé. Die 6-Zylinder-Motoren mit 2,5 Litern und 2,8 LiternHubraum
blieben unverändert. Als Topmodell avancierte der GS/E, dessen
2,8-Liter-Triebwerk eine elektronische Einspritzung von Bosch (D-tronic)
erhielt und mit 118 kW/160 PS endlich die Marke von 200 km/h bei der
Höchstgeschwindigkeit knackte. In der Praxis erwies sich der Commodore
GS/E als begabter Porsche-Jäger. Gegen Aufpreis lieferte Opel unter
anderem eine Dreigang-Automatik, Leichtmetallräder, Veloursitze, das
stilbildende schwarze Vinyldach oder eine Scheinwerferreinigungsanlage.
Bis Juli 1977 entstanden 140 827 Limousinen und 42 279 Coupés des
Commodore B.
Die dritte Generation der Rüsselsheimer
Sechszylinder-Mittelklasse feierte ihre Premiere auf der Frankfurter IAA
1977, kam aber erst im Spätsommer 1978 als Zwei- und Viertürer auf den
Markt. Die Karosserie war ein Stilmix aus der Frontpartie des Opel
Senator, ab der A-Säule übernahmen dann die Blechteile des Rekord E. Als
Motorisierung
stand nur ein 2,5-Liter-Motor bereit, der mit Vergaser 85 kW/115 PS,
mit Einspritzung 96 kW/130 PS leistete. Durch die Umstrukturierung des
Modellprogramms bei Opel mit der Einführung der neuen Top-Baureihen
Senator und Monza 1978 war die Nische für den Commodore schmal geworden.
Das Coupé war nicht mehr im Angebot, dafür war eine Kombi-Variante
namens Voyage erhältlich, deren Erfolg aber mit 3 439 Exemplaren
überschaubar blieb. Nach insgesamt 80 521 Commodore C stellte Opel die
Baureihe vor genau 30 Jahren ein. Für 15 Jahre hatte die leistungsstarke
Mittelklasse von Opel bis 1982 einen erfolgreichen Trend gesetzt. Durch
die beiden V6-Modelle des Insignia lebt diese Tradition fort.
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